Heimatverein Egestorf e.V.

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Christlich und sozial wie die Innere Mission

 

Die überregionale Tätigkeit Bodes im Genossenschaftswesen endete 1898. Er verlor seine Ämter im Ausschuss des Verbandes und im Aufsichtsrat der Landesgenossenschaftskasse. Vielleicht hat er auch versucht, selbst an die Verbandsspitze zu gelangen, das ist nicht mehr aufklärbar.
Um die Jahrhundertwende begann Bode sich mit allen Kräften dem Naturschutz in der Lüneburger Heide zuzuwenden. Gleichwohl blieb er Rendant der Spar- und Darlehnskasse in Egestorf noch bis 1908 und deren Vorstandsvorsitzender bis 1924.
Im Kriegsjahr 1914 ist es anscheinend zu weiteren Einwendungen des Konsistoriums in Hannover gegen Bodes genossenschaftliches Engagement gekommen. In einem Brief an den Superintendenten vom 31. Dezember 1914 geht Bode noch einmal auf die nun bereits 26 Jahre zurückliegende Übernahme des Vorsitzes in der Egestorfer Spar- und Darlehnskasse ein, er habe seinerzeit den Superintendenten Parisius in Pattensen aufgesucht. Sie hätten beide einen ganzen Nachmittag in den Gesetzesvorschriften geforscht, schließlich habe der Superintendent gesagt, die Genehmigung der kirchlichen Behörde sei nicht erforderlich. Bode machte den Einwand, ob es nicht zweckmäßig sei, trotzdem zu fragen. Darauf sah der alte Parisius nach Bodes Schreiben diesen „mit seinen leuchtenden Augen so treu an" und sagte: „Lieber Bode, wir wollen die letzten Atome von Freiheit, die der geistliche Stand noch hat, nicht freventlich aufs Spiel setzen."

Was den Zeitaufwand betreffe, schrieb Bode ironisch, dieser sei ohne Belang. „Da ich mich viel mit Börsen- und Bankfragen technischer Art befasst habe, ist das Ganze sozusagen nur eine Spielerei keine Anstrengung; eine Erholung, kein Kraftaufwand."

Weiter hieß es in dem Brief, der derzeitige Generalsuperintendent habe gelegentlich einer Synode gesagt, er sei mit dieser Art sozialer Betätigung sehr einverstanden. Seine, Bodes, Auffassung der Sache gehe aus einer anliegenden Schrift hervor, die ihm „manches Wort der Anerkennung eingetragen habe".
Am 30. Januar 1915 erklärt das Königliche Konsistorium, gegen eine Mitarbeit im Vorstand der Spar- und Darlehnskasse, ein „an sich anerkennenswertes Unternehmen", beständen grundsätzlich keine Bedenken. Etwas kleinlich und ängstlich hieß es dann weiter, der Pastor Bode könne aber in eine schwierige Lage geraten, wenn die Kasse etwa in Zahlungsschwierigkeiten gerate und er für Verluste haftbar gemacht werde. Es sei deshalb zu erwägen, ob Bode nicht den Vorsitz niederlegen und nur einfaches Vorstandsmitglied bleiben solle.

Geistliche und Lehrer hatten bei der Gründung der Spar- und Darlehenskassen in der Provinz Hannover wie überall in Deutschland eine bedeutende Rolle gespielt. Es scheint aber, dass bereits im Jahr 1910 Behörden Einwendungen gegen die Tätigkeit der Pfarrer und Lehrer im Genossenschaftswesen erhoben haben. Ihnen wurde, wie es in einem Rundschreiben des Verbandes hannoverscher landwirtschaftlicher Genossenschaften vom 28. April 1910 heißt „die Mitwirkung bei den Spar- und Darlehnskassen häufig sehr erschwert, ja sogar unmöglich gemacht". Der Verband bat die angeschlossenen Genossenschaften um Einreichung von Material zu diesem Vorgehen der Behörden, damit er „an maßgeblicher Stelle vorstellig" werden könne.
Wilhelm Bode ist gewiss mit seinem Wirken für das Genossenschaftswesen an die Grenze dessen gegangen, was seine Kirchenbehörde als mit dem geistlichen Amte verträglich ansah. Er hat aber den Vorsitz der Spar- und Darlehnskasse erst 1924 niedergelegt, als er von der gleichen Kirchen-behörde aus dem Amte entlassen wurde.
Bodes weit über seine Region hinausreichendes Wirken für das ländliche Genossenschaftswesen wurde von ihm unter christlich-sozialen Aspekten als Werk der Inneren Mission gesehen.
Der Zusammenhang der genossenschaftlichen Ideen mit den sozialen Vorstellungen der zeitgenössischen Theologie sollte weiter untersucht werden.

 

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