Heimatverein Egestorf e.V.

Der Ankauf des Gemäldes vom Heiligen Abendmahl für die Egestorfer Kirche

 

Wenn wir unsere Egestorfer St. Stephanus Kirche betreten, sieht man an der linken Seite des Altarraumes die Kopie eines der berühmtesten Wandgemälde der Welt: Das Heilige Abendmahl von Leonardo da Vinci. Der italienische Künstler schuf das Original in den Jahren 1495 bis 1498, es ist ausgestellt im Kloster Santa Maria delle Grazie in Mailand.
Es wird erzählt, dass Pastor Bode aus einer Zeitung vom Verkauf dieser Kopie erfuhr. Er setzte sich gleich am nächsten Tag in die Eisenbahn und fuhr nach Berlin um es für „seine Kirche“ zu kaufen. Es klappte, am 24. März 1910 wurde das Werk in die St. Stephanus Kirche gebracht. Woher hatte Pastor Bode das Geld? Keiner weiß es genau, Aufzeichnungen fehlen, wahrscheinlich sammelte er hierfür Spenden ein.
In den „Winsener Nachrichten“ erschien damals folgender Bericht, den Pastor Bode selbst verfasste:

Egestorf
Am 24. März 1910 (Mittwoch vor Gründonnerstag) fand in der hiesigen Kirche eine wundervolle Reproduktion des Lionardschen Meisterwerkes vom heiligen Abendmahl Aufstellung. Schon vor einem halben Jahrzehnt gelang es infolge eines raschen Entschlusses, eine mustergültige Kopie von Munkaczys sterbenden Christus, die ursprünglich für die evangelische Kirche in Dar es Salam bestimmt war, unverhältnismäßig wohlfeil zu erwerben.
Ein ebenso günstiger Zufall hatte diesmal seine Hand im Spiele. Eine ostelbische Exzellenz hatte dem besten Mailänder Künstler Giovanni Grignaschi gegen ein Honorar von 8.000 Lire (6000 Mark) die Nachbildung von Lionardos Abendmahl in Größe von 3 : 1,5 m in Auftrag gegeben. Die Bestellung lag dem Künstler, mit Begeisterung setzte er sein bestes Können daran und schuf ein Bild, an dem auch die schärfste Kritik nichts auszusetzen fand. Aber bei der Wahl des Platzes in der Kirche, welcher das Bild gestiftet werden sollte, kam es zwischen dem Stifter und den zuständigen Instanzen zu unliebsamen Weiterungen, infolge deren die Exzellenz die Schenkung rückgängig machte und das Bild auf den Kunstmarkt brachte. Nur zwei Bedingungen wurden an den Verkauf geknüpft, einmal sollte das Bild in eine Kirche und zum andern sollte es schnell verkauft werden.
So gelang es denn unserm Herrn Pastor W. Bode bei schnellem Handeln für wenig über 1.000 Mark das Kunstwerk in unsern Besitz zu bringen. Da das Original unrettbar dem Untergang verfallen und von all den vielen kunstgeschichtlich wichtigen Nachbildungen kaum eine mit soviel technischem Können und innerer Hingabe gemalt ist, muß der Wert dieser Schöpfung Grignaschis von Jahr zu Jahr steigen, und es wird kaum Wunder nehmen können, wenn in absehbarer Zeit der Fremdenführer durch Mailand die Beschreibung des Klosters Santa Maria delle Grazie mit den Worten schließt:
„Die Unbilden der Witterung und der Wandalismus der Menschen vernichteten leider das unersetzliche Meisterwerk des großen Lionardo da Vinci, welches einst die hervorragendste Zierde dieses Klosters, ja der ganzen Stadt Mailand war, ein Bild, welches den Ruhm seines Schöpfers durch die Jahrhunderte getragen hat, in seinen tausend verschiedenartigen Nachbildungen in jedes christliche Haus gedrungen ist und ungezählte Gemüter in stiller Andacht erbaute und über das Irdische hinaus erhoben hat.
Die beste Nachbildung aus neuerer Zeit, die als getreues Echo der Erhabenheit und Schönheit des Originals gelten kann, findet sich leider nicht in Italien, sondern im Herzen der Lüneburger Heide in der kleinen Dorfkirche zu Egestorf.“

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