Heimatverein Egestorf e.V.

Der Egestorfer Weihnachtsmarkt


Am 18. und 19. Dezember 1982 fand in Egestorf der erste Weihnachtsmarkt statt. In anderen Gemeinden wurden Märkte bereits erfolgreich durchgeführt, warum sollte es nicht auch hier möglich sein? Gesagt - getan. Die Idee hatten Hannelore Jüttner und Erhard Lipke. Sie planten und organisierten 25 Jahre lang gemeinsam den Ablauf, d. h. sie sorgten für Werbung, für die Einteilung der Verkaufsstände und dafür, dass der Weihnachtsmann kam und Süßigkeiten verteilte, ein Karussell aufgestellt wurde, dass eine Vorführung für Kinder stattfand, dass beim Auf- und Abbau alles klappte und vor allen Dingen die Finanzierung gesichert war.
Die Gemeinde Egestorf mit Bürgermeister Walter Kruse und die St. Stephanus-Kirchengemeinde mit Pastor Dietze waren von der Weihnachtsmarktidee begeistert und erteilten die Genehmigung zur Durchführung bzw. Nutzung der Räumlichkeiten.

 

Die Ankündigung des 1. Weihnachtsmarktes 1982 lautete: An alle Döhler, Evendorfer, Lübberstedter, Sahrendorfer, Schätzendorfer und Egestorfer
Wir möchten mit Ihnen, vielen Kindern, Ihren Freunden und Verwandten ein besonderes, ein besinnliches und ein verbindendes Vorweihnachtsfest feiern!
Es ist schön, dass die Idee geboren wurde, vor Weihnachten gemeinsam den 4. Advent zu feiern. Am 19. Dezember 1982 findet dieses Zusammensein im Herzen von Egestorf, also rund um die St. Stephanus-Kirche statt. Es wird kein Rummel, sondern ein Weihnachtsfest in alter Tradition, das von einheimischen Privatleuten und einheimischen Geschäftsleuten gestaltet wird.  Wir lassen uns etwas Besonderes einfallen!
Um den Gemeinsinn noch mehr zu verdeutlichen, werden freiwillige Helfer Kränze anfertigen, die allen Haushalten vom Selbstkostenpreis von 7,-- DM zuzüglich 1,-- DM (Kostenbeitrag: Damit ein Karussell sich dreht) anbieten werden.
Dieser Kranz soll das Symbol für unsere Zusammengehörigkeit sein. Er ist zur Verschönerung der Haus- oder Wohnungstür gedacht.
Um Sie ein bisschen einzustimmen, fügen wir diesem Schreiben das Programm und eine Information über den Adventskranz bei.
Wir würden uns freuen, wenn Sie a l l e kommen und mitmachen.
Gemeinde Egestorf

 

Hannelore Jüttners Idee war auch die Türkranzaktion. Es war damals noch nicht üblich, zur Adventszeit Häuser und Türen mit Kränzen zu schmücken. Sie las über diesen Brauch in einer dänischen Zeitung und übernahm ihn für Egestorf. Die Rohlinge stellten die Gärtnereien Müller und Pantelmann her, auch die Dekoration besorgte Frau Jüttner und stellte sie teilweise selbst her. Frauen unserer Dörfer trafen sich in der Woche vor dem 1. Advent, schmückten und verkauften die Kränze. Mit 200 Stück fing man an, die Anzahl hat sich bis heute auf 800 erhöht. Sie sollen symbolisch den Zusammenhalt der Dorfbewohner zeigen. Der Verkaufserlös ist für die Marktkasse bestimmt. Herzlichen Dank, Hannelore Jüttner für Ihren Einsatz!
Die Nachfolgerinnen sind Bettina Heins aus Egestorf und Silke Dolle aus Sahrendorf, auch ihnen gilt Dank für ihr Engagement. Seit 15 Jahren sorgen sie dafür, dass gebundene Rohlinge geordert werden, die Deko bestellt bzw. gebastelt wird und dass sich die Frauen in den fünf Dörfern unserer Gemeinde zum Schmücken treffen und für den Verkauf sorgen. Die Idee der beleuchteten Kränze an den Straßenlaternen kam von Bettina Heins. Zwei Jahre konnte die Türkranzaktion wegen der Corona-Bestimmungen nicht stattfinden. Leider sind gebundene Kränze zu angemessenen Preisen zurzeit kaum lieferbar, deshalb steht noch nicht fest, ob sie in diesem Jahr wieder hergestellt werden können.

 

Programm des 1. Weihnachtsmarktes am 4. Advent 1982

 

Später verlegte man den Weihnachtsmarkttermin auf den 3. Adventssonntag.

 

In den ersten Marktjahren wurden die hölzernen Verkaufsbuden ausgeliehen, auch einfache Tische aufgestellt. Nach und nach konnten eigene angeschafft werden, die ebenfalls für andere Feste im Dorf genutzt werden können. Der Auf- und Abbau lag viele Jahre in den Händen der Egestorfer Feuerwehr, er wird jetzt von der Heff-kein-Tied-Gruppe und freiwilligen Helfern durchgeführt. Erhard Lipke war von 1982 bis 2022, also 40 Jahre aktiv dabei, ihm gilt hierfür besonderer Dank. Als Vorsitzender des Verkehrsvereins war er gemeinsam mit einigen Helfern für den Ablauf zuständig. Die Unterstützung vieler Ehrenamtlicher wird für die Durchführung des Weihnachtsmarktes auch weiterhin benötigt.
Ein fester Programmteil war viele Jahre der „Plattdeutsche Klönabend“, der am Vorabend und später freitags vor dem Weihnachtsmarkt stattfand. Bis 1992 wurde er reihum von Einwohnern der Dörfer unserer Gemeinde organisiert und fand zunächst im ev. Gemeindehaus, später bei Kruse auf dem Saal statt. Ab 1993 übernahm der Heimatverein die Planung und Durchführung dieser Veranstaltung. Es fanden plattdeutsche Autorenlesungen sowie Aufführungen von Sketchen des „Ebendörper Immenschworm“ oder kleiner Theaterstücke mit Mitgliedern des Heimatvereins statt, die Siegfried Twesten extra für diesen Abend schrieb. Die Männerchöre „Frohsinn“ und „Harfe“ sorgten jährlich abwechselnd für die musikalische Umrahmung, auch Solisten, u. a. Claus Peper und Wilfried Staake, traten auf. Leider gingen mit der Zeit die Besucherzahlen zurück, und so fand 2012 nach 30 Jahren der Klönabend zum Weihnachtsmarkt ein letztes Mal statt.
In den 1980er und 1990er Jahren führte die Landjugendgruppe bei Kruse Volkstänze vor, auch ein von Heinz Krökel gebasteltes großes Eisenbahnmodell fand hier Interesse bei großen und kleinen Besuchern. Seit 1991 wird im Gemeindehaus Kaffee und selbstgebackener Kuchen der Egestorfer Hausfrauen angeboten, die Organisation übernahm zunächst der Kinder-gartenverein und von 1994 bis 2014 die Pfadfindergruppe. Seit 2015 liegt dieses gemütliche Beisammensein in den Händen der Jugendfeuerwehr Egestorf.


Die Schüler der Grundschule Egestorf singen nachmittags Lieder in der Kirche, und der Posaunenchor ist seit 1982 mit weihnachtlichen Melodien zum Marktausklang dabei! Der Kirchenchor unter der Leitung von Johann Grote trat viele Jahre zum Abschluss am Sonntagabend mit besonderen Konzerten auf.
Seit der Dorferneuerung 1987 findet der Weihnachtsmarkt nicht mehr um die Kirche herum sondern auf dem damals neu gestalteten Dorfplatz statt. Er ist wegen der besonderen Atmosphäre immer wieder Anziehungspunkt für zahlreiche Besucher von nah und fern und wurde bereits mehrmals im NDR-Radioprogramm angekündigt. Das Marktgeschehen hat sich in all den Jahren kaum verändert. Leider musste der Weihnachtsmarkt coronabedingt zwei Jahre ausfallen, aber alle hoffen, dass er in diesem Jahr wieder zur Freude aller Dorfbewohner stattfinden kann.

 

Die Weihnachtspyramide


In der Weihnachtszeit ist die Pyramide vor der St. Stephanus-Kirche zur Einstimmung auf das Fest nicht mehr wegzudenken. Die Idee zu diesem wunderschönen Bauwerk hatten Hannelore und Eberhard Jüttner, der damals Vorsitzender des Verkehrsvereins war. Man traf sich in der Runde mit Dorfbewohnern und besprach das Vorhaben mit Handwerkern im Ruhestand. Karl-Heinz Studtmann, Rudi Pungert, Jürgen Bentink, Helmut Sitarz, Karl Rosemann, Martin Rosebrock, Siegfried Twesten, Gerhard Klann, Heinz van Anken, Dieter Haedke, Gerhard Rieckmann und Helmut Hartmann erklärten sich zur Mitarbeit bereit, sie planten und begannen im Mai 1999 mit dem über 6 Meter hohen Bau. Als Modell diente eine kleine Pyramide. Die Figuren wurden von einem Hobbykünstler (er war Küster der Kirche in Bispingen) hergestellt und anschließend in Egestorf farbig bemalt. Pünktlich zum 1. Advent konnte das Bauwerk aufgestellt werden und im Beisein von Ehepaar Jüttner, den Erbauern sowie mit Gästen und Pressevertretern eingeweiht werden.
„Der Stolz der Egestorfer“ lautete am 30. November 1999 die Überschrift eines Zeitungsberichtes, und weiter: „Die Männer und Frauen aus Egestorf sind stolz. Können sie auch. Sie haben ein neues Wahrzeichen, jedenfalls für die Vorweihnachtszeit. Auf dem Grundstück der St. Stephanus-Kirche steht eine über 6 m hohe Weihnachtspyramide mit Engeln, Königen, Hirten und dem heiligen Paar. Nicht etwa irgendwo bestellt und dann bezahlt und aufgebaut. Aus der Weihnachtsmarktkasse stammt auch das Geld, um die Pyramidezu finanzieren. Und gebaut wurde sie von pensionierten Handwerkern aus Egestorf und Evendorf (Anm. … Sahrendorf und Döhle). Was herausgekommen ist, davon können sich jetzt die Egestorfer und Besucher des Heidedorfes überzeugen.“
Heute kann man sich in Egestorf die Advents- und Weihnachtszeit ohne Pyramide nicht mehr vorstellen, sie gehört dazu. Zahlreiche Besucher und auch Kinder stehen immer wieder davor und bestaunen das Bauwerk. Und wunderbar ist der Anblick, wenn sich abends die beleuchtete Pyramide auf dem Kirchplatz dreht.

 

     

           Ehrung 25 Jahre                            Stand beim Weihnachtsmarkt

 

EDV-gestützter Abruf von Inventar- und Archivgut 

 

Die Bestände der Gemeinde Egestorf und des Heimatvereins wurden in einer umfangreichen Datenbank erfasst.


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