Heimatverein Egestorf e.V.

 Pastor Bode und der Naturschutzpark

 

2009 feierte der Verein Naturschutzpark sein 100-jähriges Bestehen. Unser damaliger Pastor Wilhelm Bode setzte sich sehr für den Naturschutz ein, er war 1909 Gründungsmitglied des VNP. Der zu dieser Zeit in Egestorf wirkende Lehrer, Heimatforscher und Kantor Heinrich Schulz schrieb über dieses Ereignis:
Die Gründung des Naturschutzparkes Lüneburger Heide bewegt in unsern Tagen die Gemüter mehr als irgendein anderes Unternehmen. Der Verein Naturschutzpark zählt gegenwärtig rund 15.000 Mitglieder in Deutschland und Österreich mit Einschluß von rund 450 Vereinen mit zusammen etwa 400.000 Mitgliedern. Der Mindestbeitrag beträgt 2 M für das Jahr. Eine einmalige Zuwendung von mindestens 100 M sichert die Mitgliedschaft auf Lebenszeit. Viele Schenkungen von 1.000 und mehr Mark sind dem Verein von hochherzigen Personen zugeflossen. Der preußische Staat bewilligte eine Lotterie, der hamburgische Staat gab 10.000 M zunächst auf 3 Jahre, die Städte Bremen, Hannover (1.000 M) und Lüneburg (500 M), die Kreise Winsen und Soltau beteiligten sich durch namhafte Beträge. Die Lotterie, von der jede Serie, deren bis jetzt drei bewilligt sind, 4 – 500.000 M Gewinn eintrug, verschaffte dem Verein die Mittel, mehrere große Ankäufe vornehmen zu können. Doch wird es wohl noch geraumer Zeit bedürfen, ehe der Verein sein Ziel erreicht. Die Größe des Parkes soll etwa 4 Quadratmeilen (225 qkm) betragen. Er wird im Westen von der Bahn Soltau – Buchholz, im Osten von der Aue (Schmale Aue) begrenzt. An seinem diesseitigen Rande liegen die Dörfer Behringen, Volkwardingen, Hörpel, Döhle, Egestorf, Sahrendorf, Ollsen und Hanstedt. Innerhalb seines Gebietes liegen die Ortschaften Wilsede, Undeloh, Ober und Niederhaverbeck und Meningen, die Forsthäuser Sellhorn, Einem, Ehrhorn und Heimbuch und einige einstellige Höfe.

Weitschauende Männer erblicken in der Schaffung des Naturschutzparkes auch einen großen materiellen Vorteil für unsere engere Heimat, hauptsächlich für die oben genannten Randdörfer. Sie sehen schon im Geiste von Hanstedt bis Behringen sich Villa an Villa reihen. Der Grund und Boden wird eine Wertsteigerung von nie geahnter Höhe erfahren. Vom Getreidebau wird man allmählich zum Gemüsebau übergehen. Die reichen Villenbesitzer werden in ihren Flugmaschinen von Hamburg oder Bremen zu ihren Familien herüberzufliegen kommen, um mit ihnen den Kaffee einzunehmen und ein wenig Naturschutzluft zu atmen. Wenn die Technik des Flugwesens sich weiter so entwickelt wie in unsern und unseres großen Zeppelin Tagen, so gehört das vielleicht nicht ganz in den Bereich der Unmöglichkeit.

Neben jener optimistischen Beurteilung des Unternehmens ist aber auch die Ansicht vertreten, welche in der Gründung eines Naturschutzparkes ein großes Unheil für die von zahllosem Wild zertreten sehen. Die menschenlose Einöde ist ein Eldorado für Wilddiebe, Räuber und lichtscheues Gesindel aller Art, und ein Heer von Polizisten wird aufgeboten werden müssen, um die friedlichen Bewohner vor nächtlichen Überfällen zu schützen. Ich vermag nicht zu entscheiden über welche Ansicht Ihr dermaleinst am meisten lächeln werdet, doch wünsche ich von Herzen, dass auch Ihr noch wie wir bislang ohne einen Nachtwächter auskommen möchtet.


Die Seele der ganzen Bestrebungen ist unser Pastor Bode. Er opfert dem Unternehmen viel Zeit, Mühe und Geld. Er besorgt den Ankauf des Grund und Bodens, bemüht sich um die Verpachtung der angekauften Höfe, hält Reden in den Vereinen und Stadtvertretungen und weckt durch seine bewährte Feder Begeisterung für die große Sache in weiten Kreisen der Bevölkerung. Sein Name ist deshalb weit und breit bekannt. Er hat viele Gegner, aber noch viel mehr Freunde, die seine rastlose Arbeit zu schätzen wissen, doch werden erst spätere Geschlechter, die vielleicht noch mehr Verständnis für große Ideale haben, seinen vollen Wert erkennen und ihm die Anerkennung zollen, die er um die Heimat verdient.

Um das Zustandekommen des Planes hat aber auch unser Landrat Ecker großes Verdienst. Als Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses hat er Veranlassung genommen, Staatsregierung und Volksvertretung für den Gedanken zu erwärmen, und nicht ohne Erfolg; denn nach einer Besichtigung des Gebietes durch eine hierher entsandte Kommission von Regierungsvertretern und Abgeordneten unter Führung des Landwirtschaftsministers sollen dem Verein Naturschutzpark neben einer staatlichen Geldunterstützung die fiskalischen Forsten für seine Zwecke zur Verfügung gestellt werden.

In bäuerlichen Kreisen hat die Verleihung eines beschränkten Enteignungsrechtes letztlich große Erregung hervorgerufen. Der Verein sah aber kein anderes Mittel, großkapitalistische Spekulation aus dem in Frage kommenden Gebiete fernzuhalten. Die Enteignung darf auch auf Bejahung und Bebauung der angrenzenden Gemarkungen ausgedehnt werden. Zur Beruhigung der Gemüter hat der Verein den Gemeinden aber die schriftliche (notarielle) Zusicherung gegeben, dass er von dem Enteignungsrechte bei von den Vätern übernommenem bäuerlichen Besitze keinen Gebrauch machen will.

EDV-gestützter Abruf von Inventar- und Archivgut 

 

Die Bestände der Gemeinde Egestorf und des Heimatvereins wurden in einer umfangreichen Datenbank erfasst.


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