Heimatverein Egestorf e.V.

Kaiserliche Postagentur für Egestorf


Folgender Bericht befindet sich im Egestorfer Archiv:

 

Auf Antrag des hiesigen Pastors Ziel und durch Vermittlung des Landtagsabgeordneten Oberbürgermeister Grumbrecht wurde hier laut Verfügung des Staatssekretärs des Reichspostamtes Stephan am 1. April 1882 eine Postagentur errichtet. Bis dahin gehörte Egestorf zum Postbezirk Salzhausen. Zum Postagenten ward der Kaufmann Leopold Müller ernannt, welcher mit einem Briefträger dem Postwesen in Egestorf und den Nachbardörfern vorstand. Zwischen hier und dem Bahnhof Wulfsen bestand täglich zweimalige Verbindung, die ein Omnibus (H. Simon) und ein Karriolpostwagen  (leichtes, zweirädriges Fuhrwerk mit Kasten) vermittelten.

 

Kaiserliche PostagenturDer erste Briefträger (Kaiser) musste schon ein halbes Jahr nach Eröffnung der Agentur  wegen Trunkes entlassen werden. Mehr Glück hatte man mit seinem Nachfolger Christoph Windel gehabt, der noch heute nach fast 30-jähriger Dienstzeit die Runde durch die Dörfer macht. 1890 wurde Heinrich Bahlburg als zweiter Briefträger angestellt. Beide sind als Abbauer hier ansässig und beziehen bereits ihr Höchstgehalt mit 1.550 Mark (einschl. 150 M Wohnungsgeldzuschuß). Bei der starken Zunahme des Verkehrs wird in absehbarer Zeit der dritte Briefträger angestellt werden müssen.

Die Agentur befindet sich seit ihrer Errichtung noch auf demselben Platze, aber seit dem Tode des ersten Agenten (1901) ist dessen Sohn mit gleichem Namen Inhaber derselben. Die Entschädigung beträgt 850 M pro Jahr. Zum Postbezirk gehören: Egestorf, Sahrendorf mit Sudermühlen, Schätzendorf, Undeloh, Lübberstedt, Evendorf und Döhle. Die Einwohnerzahl betrug 1910 in Egestorf selbst 464, in dem Landbezirk zusammen 981. Außer in Döhle und Sudermühlen sind überall Posthülfstellen eingerichtet. Abrechnungspostamt war bis vor kurzem Wulfsen, jetzt ist es Winsen.

Das Ortsfernsprechnetz hatte 1910 neun Hauptanschlüsse, am 1.10.1911 fünfzehn Hauptanschlüsse und einen Nebenanschluss.

 

Die von Generalpostmeister Stephan persönlich unterzeichnete Benachrichtigung zur Errichtung einer Postagentur lautet wie folgt:

 

Der Staatssecretair

des Reichs-Postamts

Berlin, 12. Maerz 1882


Er. Hochwohlgeboren gereicht es mir zur besonderen Freude, unter Bezugnahme auf meine vorläufige Benachrichtigung vom 28. l. M. ganz ergebenst mitteilen zu können, daß ich in der Lage gewesen bin, die Kaiserliche Ober-Postdirection in Hamburg zur alsbaldigen Einrichtung einer Postagentur in Egestorf zu ermächtigen.


Entsprechende Benachrichtigung des Antragstellers, des Herrn Pastors Ziel in Egestorf, darf ich Euer Hochwohlgeboren ganz ergebenst anheimstellen.


Stephan

 

Das Türschild „Kaiserliche Postagentur“ wurde bei den Aufräumarbeiten im Hause Leopold Müller gefunden und dem Heimatverein überreicht.

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