Heimatverein Egestorf e.V.

Die Kurhannoversche Landesaufnahme von 1776

Im Dorfmuseum in Dresslers Hus ist eine Kopie der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1776 zu sehen. Der Heimatforscher Dr. Friedrich Wilhelm Reineke aus Salzhausen berichtet über diese Landkarte folgendes:

Der gerade beendete 7-jährige Krieg (1756-1763), in dem auch das Kirchspiel Egestorf von den Franzosen besetzt und das Tal der Schmalen Aue zum Aufmarschgebiet der Krieg führenden Mächte geworden war, hatte gezeigt, dass die vorhandenen Karten nicht mehr den Anforderungen der veränderten Strategie entsprachen. Da den Soldaten eine Entlohnung mit neuen Siedlungsstätten versprochen wurde, mussten Moore und Vorwerke vermessen werden. In Kurhannover erhielten so von 1750 bis 1780 2.460 Erbenzinsleute eine Existenzgrundlage.
Im näheren Bereich entstanden die Siedlungen Thieshope, Luhmühlen und Radbruch.

Pioniere machten sich mit einfachsten Hilfsmitteln (Winkelmesser, Messstab und –kette) und wenigen Hilfsleuten in den Sommermonaten daran, vor Ort das Gelände in einfarbigen Rohskizzen zu erfassen. In den Wintermonaten wurde dann vierfarbig die Originalkarte in Hannover ausgemalt.

Der heute kurios anmutende Maßstab 1:21.333 1/3 kam dadurch zustande, dass auf dem Zeichenbrett 1 ½ Fuß einer Hannoverschen Landmeile von 9.323 m entsprachen. Die Blätter waren 3 x 2 Fuß = 87,6 x 58,4 cm groß. Die Dörfer wurden umschritten, ihre Feuerstellen nach Zahl und Lage genau angegeben: Egestorf 16, Döhle 4, Nindorf 11, Sahrendorf 12, Schätzendorf 12, Sudermühle 1, immer einschließlich der Hirten- und Schulhäuser, aus denen „Rauch aufstieg". Das damals noch nicht zum Kirchspiel gehörende Evendorf lag in der Amtsvogtei Amelinghausen und ist auf einem anderen Blatt untergebracht.
Den optischen Mittelpunkt des hier veröffentlichten Ausschnittes (Blatt Wilsede) bildet das stark mäandernde Tal der Schmalen Aue und die auf dessen Uferterasse verlaufenden Postwege Harburg – Umspann Sahrendorf – Celle. Spinnwebenartig aus den Dorfmitten strahlen die Kirch- und Totenwege aus, die nie auf der gleichen Trasse verlaufen durften, ferner Mühlen-, Gerichts-, Stadt- und Feldwege. Dicht um die Dörfer liegen die stets gemeinsam beackerten Felder, auf denen die Streifen die Pflugrichtung, nicht aber die genaue Zahl der der schmalen, langen Einzeläcker angeben. Auch die damals noch zahlreicheren Hügelgräber sind erkennbar.

Der lichte Eichen-Buchen-Birken-Erlenwald und die weite kniehohe Heide machen 15 und 75 % der Gesamtfläche aus. An den Bachläufen ziehen sich die schmalen, einschurigen Wiesen hin. Weiden gab es noch nicht, da alles Vieh von dorfangestellten Hirten gehütet wurde. In Egestorf fehlt der so wichtige Dorfbach im Osten (Anm.: Er verlief vom Garlstorfer Wald in Richtung Sande, Lübberstedter Straße und weiter zum Axenberg, die Quelle ist versiegt).
Beachtenswert sind die alten, aussagekräftigen Flurnamen, die sprachlich oft auf ganz frühe Zeiten zurückgehen. Ob ein Acker Feld, Bünte, Kamp oder Welle genannt wurde lässt auf Rodungszeit und die wirtschaftliche Situation der Siedler schließen. Südöstlich von Egestorf weist Hainbüttel-Hoop auf das wüstgefallene Dorf hin (Anm.: Richtung Lübberstedt hinter der Autobahn das kleine Waldstück auf der rechten Seite).

Ob die südwestlich von Sudermühlen ausgewiesene Marcksburg – in alten Grenz-beschreibungen als Schnedewendepunkt vermerkt – wirklich eine vorgeschichtliche Fluchtburg war, bleibt ungeklärt. Auch die Bedeutung der Scheit-Berge bei Döhle ist ungewiss.
Die schöne Karte hält jeden Vergleich mit einer modernen Luftaufnahme aus, nur die Übergänge zu den später gezeichneten Nachbarkarten sind gelegentlich unscharf.

EDV-gestützter Abruf von Inventar- und Archivgut 

 

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