Heimatverein Egestorf e.V.

Der Egestorfer Heimatforscher Kantor Heinrich Schulz (1868 – 1953) schrieb in den 1920er Jahren in mühevoller Kleinarbeit die Egestorfer Pfarrchronik mit Aufzeichnungen aus dem Dorfleben im Kirchspiel sowie die Geschlechterfolgen der Höfe ab. Einen Teil hiervon veröffentlichte 1984 die Heimatkundliche Arbeitsgemeinschaft (Heimatverein). Nachfolgend einige Auszüge aus dieser 48-seitigen Broschüre:


Aus der Egestorfer Pfarrchronik 1668 - 1886


Anno 1645
Weil die Kirch, so an den Seiten umhero bis ans Dach ein steineres Gemäuer und oben ein Gewölbe hatte, sehr baufällig begunnte zu werden, daß man nicht allein genug daran zu flicken gehabt und ohn Unterlaß viel Unkost ohn Bestand anwenden müssen, sondern auch ohn Gefahr keinem Gottesdienst hat beiwohnen mögen, als ist man schlüssig geworden, die Kirche abzubrechen und eine neue von Holz wiederum aufzubauen, welche 1645 zu Werk gerichtet worden.


Anno 1686
In diesem Jahre starb Pastor Simon Bruno Baumgarten im Alter von 63 Jahren, nachdem er 29 Jahre hier treu seines Amtes gewaltet. Ihm folgte Johann Georg Keyser aus Celle, ein kranker Mann, der am 15. März 1687 hier eingeführt, schon am 26. Mai verstarb. Die Gemeinde hatte ihn abgelehnt mit der Begründung, sie könne nicht zugeben, da der neue Pastor eine kranke rechte Hand habe, daß ihre Kinder mit der linken Hand getauft würden, auch müßten sich Schwangere vor der verunstalteten Hand scheuen.


Anno 1696
In diesem Jahr grassierte in Sahrendorf eine heftige Krankheit, Leute, die zu Mittag noch frisch und gesund waren, wurden plötzlich davon befallen, sodaß sie nach Verlauf weniger Zeit starben.


Anno 1698
Dieses Jahr dauerte die Krankheit (vornehmlich am Haupte) noch an und starb unter anderen allhier das sogenannte Witten-Haus ganz aus, indem beide Hauswirte, Peter Gellersen und Hans Harms, in weniger Zeit mit ihren Weibern und Kindern zugleich starben. Den Hof nahm endlich wieder an Daniel Schmid, ein Schäfer allhier.


Anno 1713
Seine Zarische Majestät aus Moscau, Peter Alexowitz, (Peter der Große) nachdem sie die Armee in Holstein quittieret, reiseten nach Hannover durch Sahrendorf, als er neu Vorspann allda bekam. Er war ein langer ansehnlicher Mann, trug schwarze Haare, so unten etwas kraus waren, speisete ein wenig von dem Kälberbraten und hatte während des Essens sein Haupt bloß. Hernach setzt ihm sein Diener seine rauhe Zobelmütze wieder auf und hatte einen schlechten braunen mit Zobeln gefütterten Rock an, worinnen von klarem Gold Knöpfe waren. Er wurde als ein sanftmütiger Mann gerühmet, ob er gleich niemanden recht ansah. Seine Trabanten waren zwar ein fürstliches, aber ein wildes, schlecht bekleidetes Volk und machte den Leuten zu Sahrendorf, so die Pferde hergeben mußten, worauf sie bis Wietzendorf ritten, viele Ungelegenheiten , indem sie einige Pferde dermaßen jagten, daß etzliche darunter krepieret.
(Zar Peter reiste im Jahr 1716 noch einmal durch Sahrendorf)


Anno 1785 ward der Pfarr- und Kirchenmeier Johann Wilhelm Schmidt zu Döhle abgemeiert, weil er vornehmlich durch ein wüstes, verschwenderisches Leben in so tiefe Schulden geraten war, daß er sie nicht zu bezahlen vermochte. Seine Schuldenlast ergab die Summe von 2.500 Reichstalern. Zum neuen Wirt ward der sonst zu Oelstorf in der Salzhäuser Gemeinde gestandene Schulmeister Johann Christoph Buchholz angenommen.


Anno 1804
Am 4. Advent unter dem vormittägigem Gottesdienst brannte das Wohnhaus zur Sudermühle ab. Die Nachricht von dem entstandenen Feuer kam in die Kirche, worauf sofort alles hinausstürzte und nach der Mühle hineilte, wodurch einiges wenige doch noch gerettet und die Verbreitung der Flamme gehemmt wurde. Im Sommer 1805 wurde das neue Wohnhaus gerichtet.
Anno 1805
An einem Donnerstagabend im März brannten zu Sahrendorf ab: Johann Peter Vick (Wilken Haus), die Schule, Klas Lübberstedt (Hehrs Haus), Johann Peter Matthies (Heins Haus) und Nebengebäude. Das Feuer war in Baden (Sämmanns) Spieker durch Unvorsichtigkeit mit Hanf angegangen und wegen des heftigen Windes stand in ¼ Stunde alles in Flammen. Im Sommer 1805 wurden sämtliche Wohnhäuser wieder aufgerichtet.


Anno 1848
Die Dorfschaft Egestorf (zu gleicher Zeit mit allen Ortschaften außer Döhle) hat die Verkoppelung angefangen. Ich (Pastor Deecke) habe die Kirche, die Pfarre, das Witwentum und die Schulstelle zu Sahrendorf, auch die Kapelle zu Undel vertreten. Auch hat mir die Dorfschaft Egestorf das Amt der Rechnungsführung übertragen. In demselben Jahre sind die Berechtigungen der Pfarre und der Küsterei am Garlstorfer Walde abgelöst.


Anno 1856
Am 17. Mai ist das neue Schulgebäude zu Nindorf gerichtet worden. Der derzeitige Schullehrer heißt Mencke, der mit der Schulgemeinde im guten Vernehmen lebt. (Er ward später Küster in Egestorf).


Anno 1886
Am 15. August ward Pastor Wilhelm Wolfgang Dietrich Friedrich Bode, Sohn des Seminarlehrers Bode in Lüneburg, in sein Amt als Prediger der Gemeinde Egestorf eingeführt, nachdem P. Ziel nach Bisperode bei Hameln am 26. Mai 1884 versetzt worden war.

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