Heimatverein Egestorf e.V.

Pfingstbrauchtum in unserer Gemeinde

 

Zu Pfingsten wurden in unserer Gegend von jungen Männern nicht nur Birken (Pfingstbäume) mit lautem Gesang an jedes Haus gebracht, sondern auch Kinder feierten das Pfingstfest mit einem ganz besonderen Brauch, dem „Pingsfoß“-Spiel. Ursprünglich durften sich in Egestorf nur die Konfirmanden-Jungen daran beteiligen. Sie zogen mit einem geschmückten Handwagen durch das Dorf, sangen vor den Häusern ein Lied und bekamen dann von den Hausfrauen Geld oder Eier, die verkauft wurden. Später, ungefähr ab 1970 und noch bis vor ein paar Jahren, beteiligten sich wesentlich jüngere Jungen und auch Mädchen an diesem Brauch.


Lehrer Helmut Lehnberg, der von 1928 bis 1964 in Egestorf unterrichtete, schrieb das früher auf Plattdeutsch vorgetragene Pfingstlied auf:
„Pingsfoß hätt sien Bein zerbroken, wolln dormit taun Dokter gahn,
de Dokter  schall et heilen, wi hebbt kein Geld noch Gaut,
lebe Husfrau, sei so gaut und schenk uns ein por Eierlein,
und wenn et keine Eier sin, so lat et doch en Geldstück sin.“
(Pfingstfuchs hat sein Bein zerbrochen, wollen damit zum Doktor gehen, der Doktor soll es heilen, wir haben kein Geld noch Gut, liebe Hausfrau, sei so gut und schenk uns ein paar Eierlein, und wenn es keine Eier sind, so lass es doch ein Geldstück sein).


Weiter berichtet er: „Ist ein altes Pfingstlied, wurde seit 1900 von den Schuljungen gesungen. Ein Junge lag in einem mit Birkenzweigen bedeckten Handwagen. Der Zug sammelte von Haus zu Haus Gaben. Der Junge im Wagen musste auf Wunsch seinen geschwärzten Finger durch die Reiser stecken. 1970 noch im Brauch. Einnahmen pro Junge ca. 10 DM.“


Wenn niemand die Haustür öffnete, sangen die Pfingstkinder ein Spottlied: „Rulln, rulln, rulln, de Husfrau hätt’n Dulln, witten Twirn un swatten Twirn, düsse Frau de gifft nich giern.“ (Rolln, rolln, rolln, die Hausfrau hat’n Dolln, weißer Zwirn und schwarzer Zwirn, diese Frau die gibt nicht gern).


Das Pfingstspiel fand in fast allen Dörfern unserer Region statt, die Verse ähnelten sich. In der Aufzeichnung eines Besuchers aus Winsen über das Döhler Pingsfoß-Spiel steht:
„Pfingsten 1981 begegneten die Heidewanderer am Döhler Parkplatz einer Gruppe von Kindern mit einem Handwägelchen, das mit frischem Grün in ein schattiges Gehäuse verwandelt war. Gegen einen Obolus von 50 Pfennigen gestatteten sie einen Einblick in das Innere und sagten einen Spruch auf, der das Geheimnis dessen lüftete, was unter den Zweigen zu sehen war:
„Pingsfoß hätt sien Been broken, mut damit na’n Doktor hin,
 hett keen Geld, kannst nich een beten gäben?
Eier in Haut, dat is gaud, Geld inne Ritz, dat is hübsch,
Bookwetengrütt un Haberstroh, taukomen Johr nochmal wedder so.“
(Pfingstfuchs hat sein Bein gebrochen, muss damit zum Doktor hin, hat kein Geld, kannst nicht ein bisschen geben? Eier in den Hut, das ist gut, Geld in die Ritze, das ist hübsch. Buchweizengrütze und Haferstroh, nächstes Jahr nochmal wieder so).

Das ‚gebrochene‘ Bein des Pfingstfuchses steckte in einem roten Strumpf und ragte auf der Rückseite des Wagens aus dem Grün heraus.

 

In Schätzendorf waren - wie ursprünglich in Egestorf - nur Jungen am Pfingstspiel beteiligt. Sie schnitten schon vier Wochen vorher biegsame Gerten von Weiden und Haselnussbäumen. Dicht an dicht wurden die Stöcke geflochten, so eng, dass keine Hand hineingreifen konnte. Eingesperrt hinter den verflochtenen und mit Blumen geschmückten Zweigen saß der Pingsfoß auf dem Wagen. Auch sie zogen von Haus zu Haus und sangen das Lied vom gebrochenen Bein.

 

Hier hatten jedoch die Mädchen ebenfalls einen Pfingstbrauch: Sie schmückten die Krone einer lange vorher ausgesuchten Birke mit bunt bemalten ausgeblasenen Eiern und zogen von Haus zu Haus mit diesem Lied:
 „Guten Tag, guten Tag, ihr lieben Leut, das Pfingstfest ist gekommen heut.
 Es hat gebracht ein Bäumlein schön, das sollen alle Leute seh’n.
 Und wenn ihr wohl so gütig seid, so gebt uns ein paar Eierlein.
 Und sind es keine Eierlein, so kann es auch ein Geldstück sein.“

 

Wer den „Pingsfoß“ ursprünglich darstellte, wird in der Chronik des Schätzendorfer Degenhofes erklärt:  Keiner der Hütejungen wollte als Letzter seine Herde aus dem Dorf treiben. Pingsfoß nannten sie den Langschläfer und holten ihn nach der Arbeit vom Hof, wohin sie Pfingstbüsche und Blumen zusammengetragen hatten. Sie banden dem Wachgewordenen ein Strohseil um den Leib und die Beine und zerrten ihn durch das Dorf.

 

 

 

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