Heimatverein Egestorf e.V.

Geschichte der Kleinbahn Winsen - Egestorf - Hützel

 

Viele von uns erinnern sich an frühere Zeiten, als die Eisenbahnstrecke nach Winsen oder in der Gegenrichtung nach Hützel in Richtung Soltau noch in Betrieb war. In den 1950er Jahren wurden die Waggons noch von einer Dampf- oder Diesellok gezogen, der kleine Schienenzepp beförderte ebenfalls Passagiere, Fahrräder lud man vorne von außen auf. Später ab den 1960er Jahren fuhr auf dieser Strecke ein dunkelroter moderner Triebwagen. So eine Bahnfahrt in die Kreisstadt war für Kinder vom Land ein großes Erlebnis.


Betrieben wurde die „Kleinbahn“ ab 1944 von der OHE, der Osthannoverschen Eisenbahn AG, im Volksmund wurde sie „Ohne Hast und Eile“ genannt. In den 1970er Jahren kam dann das Aus, die Beförderung rentierte sich nicht mehr. Die Bahnfahrer sowie viele Schüler, die bisher zu den höheren Schulen in die Kreisstadt fuhren, mussten nun auf Busse umsteigen. Der Güterverkehr blieb bestehen.


Pastor Bode setzte sich vor über hundert Jahren sehr für einen Bau dieser Strecke ein. Wenn er verreisen wollte, fuhr er mit einem Gespann bis Wulfsen und von da aus weiter nach Lüneburg oder Buchholz. In Egestorf gab es eine Kutschstation dorthin (Simons in der Garlstorfer Straße). 1906 wurde die Kleinbahn von Winsen bis vorerst nach Egestorf fertig gestellt und am 20. Juli festlich eingeweiht, die Feier fand in Soltau’s Gasthaus statt.


In der Heimatchronik des Kreises Harburg von 1977 kann man nachlesen: „Die Strecke Buchholz-Soltau wurde 1901 eröffnet, damit war die Verbindung Buchholz-Hannover hergestellt, nachdem bereits ein Teilstück Hannover-Soltau in Betrieb genommen war. In diesem schon gut ausgebauten Eisenbahnnetz fehlte die Erschließung der abgelegenen landwirtschaftlichen Gebiete. Diese Funktion wurde weder von den großen Eisenbahngesellschaften noch vom Staat direkt übernommen, weil derartige Bahnen keine große Rendite erwarten ließen. So ergriffen viele Landgemeinden und Landkreise selbst die Initiative, gründeten Kreiseisenbahn- oder Kleinbahngesellschaften und bauten ihre eigenen Bahnen. Diese waren besonders wichtig für Viehtransporte, die Heranschaffung von Kunstdünger und den Abtransport der landwirtschaftlichen Massenprodukte wie Rüben, Kartoffeln und Getreide. So wurde 1889 auf Beschluss der Generalversammlung des ‚Landwirtschaftlichen Vereins Egestorf-Salzhausen‘ eine Petition an das Abgeordnetenhaus in Berlin gesandt mit der Bitte, zur Erschließung des südlichen damaligen Kreises Winsen den Bau einer Kleinbahn Winsen-Hützel zu genehmigen.

 

In der Kreistagssitzung am 16. Dezember 1901 wurde der Bau einer Bahn Winsen-Egestorf beschlossen unter der Voraussetzung, dass der preußische Staat, die Provinz Hannover und der Kreis sich mit je einem Drittel an den Kosten, die auf 1.602.000 RM veranschlagt waren, beteiligten. Mit einem Stammkapital von 1.200.000 RM wurde am 14. Dezember 1904 die „Kleinbahn Winsen-Evendorf GmbH“ gegründet. Mit dem Bau der Kleinbahn wurde Mitte März 1905 begonnen. Nach 16-monatiger Bauzeit wurde die Bahn am 20. Juli 1906 dem Verkehr übergeben. Sie führte zunächst nur von Winsen bis Egestorf und hatte eine Länge von 31,1 km. Zu Beginn verkehrten 3 Zugpaare, auch im Sonn- und Festtagsverkehr, da diese Bahn eine wichtige Erschließungsfunktion für die Heide als Fremdenverkehrsgebiet hatte. Im Jahre 1912 wurde die Strecke um 9,9 km über Döhle, Evendorf, Hörpel bis Hützel zum Anschluss an die damals gebaute Bahn Lüneburg-Soltau weitergeführt.


Schon nach kurzer Zeit entwickelte sich ein reger Ausflugsverkehr in die Nordheide. Selbst aus Hamburg kamen an Sonntagen viele Ausflügler in den Landkreis. Umgehend wurden die Fahrpläne dem zusätzlichen Bedarf angepasst. So verkehrten im Jahr 1908 an Werktagen Zugpaare, während es an Sonn- und Feiertagen immerhin sechs waren. Der Güterverkehr war anfangs recht schwach und konzentrierte sich vornehmlich auf landwirtschaftliche Produkte. Mit Verlängerung der auch als ‚Luhebahn‘ bezeichneten Linie bis Hützel, wo Anschluss an die Kleinbahn Lüneburg-Soltau bestand, stieg das Frachtaufkommen nach 1910 an.
1926 gründete Robert Laurer aus Berlin in Egestorf einen Verlag, er mietete sich oftmals für den Versand der umfangreichen monatlichen Neuerscheinungen eigens einen Waggon.


In unserem Dorfmuseum in Dresslers Hus können Besucher ein von Heinz Krökel originalgetreu gestaltetes Modell des Egestorfer Bahnhofs besichtigen.

 

EDV-gestützter Abruf von Inventar- und Archivgut 

 

Die Bestände der Gemeinde Egestorf und des Heimatvereins wurden in einer umfangreichen Datenbank erfasst.


>> weiter zur Datenbank


de.wikipedia.org